Mein lieber Buddha-Freund, ein Film von Fariborz Hamzeh’ee, 2007
Mein lieber Buddha-Freund,
Nun habe ich sie gesehen: Deine Kunst-Dokumentation, Dein Film-Gedicht, diese Poesie des wirklichen Lebens – im Nebeneinander und machmal im Ineinander des Schönen und Hässlichen, des Unschuldig-Reinen und kriegerisch-Schmutzigen…Die Bilder, Töne, Worte hängen und klingen nach, haften mir im Gedächtnis – auch und vielleicht gerade wegen Fragwürdigkeit, die aus Nebeneinande und Ineinander entsteht. Fragwürdig, weil es so einfach und dabei so furchtbar gefärlich ist, das Leiden der Menschen zu ästhetisieren.
Aber Dein Film-Gedicht widersteht dieser Versuchung, und ich glaube fast, dass hierin seine eingenliche Kunst besteht: dass es die Schönheit als Teil der Wirklichkeit und des Leben zeigt, das sie eben nicht ein artifizieller Zusatz ist, den Du ihr nachträglich durch Worte, Schnittkunst oder Musik gegeben hast. Man könnte die Worte und die Musik abziehen – und trotzdem bliebe die Schönheit der Gesichter und der Geste, ja selbst die Schönheit des Totes bliebe. Die Schönheit, die der Armut zugehörig ist, wesenmäßig, zugehörig, die von so viel Reichtum zeugt. (Warum nur habe ich Angst, es könnte zynisch sein, dies zu schreiben?).
Mein lieber Buddha-Freund, ein Film von Fariborz Hamzeh’ee, Kermanshah-Augsburg, 2007
Das Tabu des Berührung: Du führst es ad absurdum, in dem Du es berichst. Du bist mit diesen “untouchable” in Berührung getreten (und wenn ich an das lächelnde Gesicht der schönen jungen Frau denke, dann weiß ich, dass auch sie mit Dir in Berührung gekommen sind, und dass sie sich gerne berühen ließen) und – darf ich es so sagen – von diesem gegenseitigen Berührsein zeugt Dein Film. Er bricht das Tabu, er bezeugt die Schönheit der Berührung, und diese vielen Berührungen setzen sich fort wie eine Welle – und jeder, den Film sieht, wird davon ergriffen und berührt sein.
(Ich denke an das Band, das mir der buddhistische Priester zum Zeichen dafür, dass alles mit allem verbunden ist, angelegt hat – und empfinde seine tiefe Wahrheit). Man könnte über diese Berühgung viel schreiben. Genau weiß ich nicht, wie ich ausdrücken soll. Die Berührung – das beschreibt auch, wie Du diesen Film gedreht hast: leise und unaufdringlich, feinsinnig, rücksichtsvoll und beinahe zärtlich. Unterscheidet all dies nicht die Berührung von der zudringlichen Vereinnahmung und von gewaltsamen, sensationsgierigen Eindringen in andere, fremde Kultur? Auch das macht Deinem Film so kostbar: dass er aus der Berührung und aus dem Berührtsein enstanden ist. Ich danke Dir herzlichst dafür.
My friend buddha A film byFariborz Hamzeh’ee, Kermanshah-Augsburg, 2007